Am Ende das Nichts by Ursula Großmann
Autor:Ursula Großmann [Großmann, Ursula]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783945298084
Herausgeber: dp Digital Publishers
veröffentlicht: 2015-04-27T16:00:00+00:00
20
Die große Ehekrise war somit gerade noch abgewendet worden und ich schwor mir, mich nie mehr auf Jan einzulassen, auch nicht in schwachen Momenten.
Die Woche bis zu den Faschingsferien verlief ohne besondere Vorkommnisse. Das Foto hatte kein anderer Kollege zu sehen bekommen, worüber ich mehr als froh war. Hans beäugte mich zwar hin und wieder misstrauisch, aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer, aber das war ja nichts Neues.
Jan vermied ich allein zu treffen, um ihm deutlich zu machen, dass unsere Affäre endgültig vorüber war. Er veranlasste ein Treffen in der Ferienwoche, um ein Projekt im Heimat- und Sachkundeunterricht zu dritt zu besprechen. Das konnte ich nicht ablehnen.
Sabine war schon da, als ich eintraf, und wir fingen gleich an zu arbeiten. Immer wieder bemerkte ich, wie sein warmer Blick auf mir ruhte, und hoffte inständig, Sabine möge es nicht bemerken. Sie war heute nicht gerade in Hochstimmung und ich fragte mich, ob sie vorher vielleicht gestritten hatten. Doch je länger wir arbeiteten, desto besser wurde ihre Laune. Ich atmete innerlich auf, da sie allem Anschein nach nicht die geringste Ahnung von unserer Affäre hatte.
Um drei Uhr verabschiedete ich mich, da Sascha gerade bei Max war und die beiden in einer halben Stunde zu uns kommen wollten. Mäxchens Mutter lieferte die Jungen überpünktlich bei uns ab, da sie einen wichtigen Termin hatte. Die beiden wollten noch in den Garten, um mit den kläglichen Schneeresten so etwas wie einen Schneemann zu bauen.
Ich bereitete gerade Kakao für die Jungen vor, als ich lautes Gezeter aus dem Garten vernahm. Ich öffnete das Fenster und hörte überdeutlich, dass sie miteinander stritten. Ich sah, dass Max etwas in der Hand hielt.
„Jetzt gib schon her!“, schrie Sascha laut.
„Nein, die habe ich gefunden!“, kam es noch lauter von Max.
„Na und, du kannst mir ja trotzdem was davon abgeben, du Geizhals!“, erboste sich Sascha und seine Stimme überschlug sich. Es konnte nicht mehr lange dauern, und sie würden als Knäuel auf dem mit Schneeresten bedeckten Rasen herumkugeln. Das galt es zu verhindern.
„Was ist los? Euch kann ja noch der Mann im Mond hören, so laut wie ihr schreit!“, rief ich zum Fenster hinaus. „Was habt ihr denn da?“
Beide sahen erschrocken zu mir her und Max versteckte hastig seine Hände hinter dem Rücken. Ein Zeichen für mich, sofort zu handeln.
„Rührt euch nicht vom Fleck!“, rief ich streng, schloss schnell das Fenster und lief zu ihnen hinaus. Die beiden redeten aufgeregt und leise miteinander und Max versuchte etwas in seine Jackentasche zu stopfen. Als sie mich bemerkten, sahen sie mich schuldbewusst an.
„Was hast du da, Max?“, fragte ich und hielt ihm meine Hand entgegen.
„Ähm, nichts.“
„Jetzt gib es ihr halt, du Doofie!“, rief Sascha.
„Sascha, lass diese Ausdrücke. Also, Max, mir ist kalt. Gib mir endlich deinen Schatz. Du bekommst ihn auch gleich wieder.“
Langsam schob er den Arm nach vorn und legte mir eine durchsichtige, knisternde Tüte mit rosafarbenen Brocken darin in die Hand.
„Sind das Bonbons? Wo hast du die her?“
Sascha redete schon, bevor Max den Mund überhaupt öffnen konnte. „Die Tüte haben wir auf dem Gehweg vor unserem Gartentor gefunden.
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